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Nik Bärtsch Solopiano

12.08.2021 Nik Bärtsch – Solopiano

RITUAL GROOVE MUSIC, mit diesem Titel seiner ersten CD, verweist der schweizer Pianist auf das grundlegende Konzept seines musikalischen Denkens. Die Musik zeigt eine enge Affinität zum architektonisch organisierten Raum und wird von den Prinzipien der Wiederholung und Reduktion sowie von ineinandergreifenden Rhythmen bestimmt.

SOLOPIANO

RITUAL GROOVE MUSIC, der Titel meiner ersten CD, verweist auf das grundlegende Konzept meines musikalischen Denkens. Die Musik zeigt eine enge Affinität zum architektonisch organisierten Raum und wird von den Prinzipien der Wiederholung und Reduktion sowie von ineinandergreifenden Rhythmen bestimmt. Es kann ein Musikstück betreten werden, das wie ein Raum bewohnt ist. Es bewegt sich vorwärts und verwandelt sich durch zwanghafte kreisförmige Bewegungen, Überlagerung verschiedener Meter und Mikrointeraktion. Die Aufmerksamkeit des Zuhörers richtet sich auf minimale Variationen und Phrasierungen. Die Band wird zu einem integralen Organismus - wie ein Tier, ein Lebensraum, ein urbaner Raum. Man muss mit Ohren und Händen denken.

Normalerweise arbeiten wir in drei verschiedenen Formationen. Die Gruppe MOBILE spielt rein akustische Musik, die in Ritualen von bis zu 36 Stunden aufgeführt wird, inklusive Licht- und Raumgestaltung. Das Zen-Funkquartett RONIN ist dagegen flexibler und spielt die Kompositionen freier. Als Solist spiele ich meine Kompositionen auf präpariertem Klavier mit Schlagzeug.

Trotz der straff organisierten kompositorischen Konstruktion spielt die Improvisation in unserer Musik eine wichtige Rolle. Einerseits werden Akzente, Geisternoten und Variationen innerhalb einer Komposition zwischen den Musikern hin und her geworfen, andererseits kann eine bestimmte Stimme innerhalb einer Komposition mehr Freiheit haben als die anderen. Dabei bildet diese Stimme ein eigenständiges Modul, das mit den streng notierten Verriegelungsmustern auf ständig wechselnde Weise interagieren kann. Groove-Habitats oder leere musikalische Räume roher Poesie entstehen.

Mein Denken und meine Musik basieren auf der Tradition des urbanen Raums. Sie werden nicht aus einer nationalen oder stilistischen Tradition heraus destilliert, sondern aus dem universellen Klang von Städten. Die Stadt in ihrer brüllenden Vielfalt erfordert die Fähigkeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und zu konzentrieren: das eigene Handeln zu messen, am richtigen Ort zu schweigen. Diese Musik bezieht ihre Energie aus der Spannung zwischen kompositorischer Präzision und der Selbstumgehung der Improvisation. Aus der selbst implizierten Einschränkung ergibt sich die Freiheit. Ekstase durch Askese.
Nik Bärtsch

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