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Wolfgang Fischer: Im Fluss der Farben

Die Bilder des Künstlers und Architekten Wolfgang Fischer definieren sich durch eine Vielzahl von Farbnuancen, denen eines gemeinsam ist: eine ausgewogene Synthese von Gestisch-Gegenständlichem und einem abstrahierenden Formenkanon, der die Farbe in den erzählerischen Mittelpunkt des Bildes stellt.

Im Fluss der Farben: Die Zeichen des Zeitlosen
Alles ist in Einem - oder die Zusammenführung von Unterschiedlichem

Wolfgang Fischer: Wie hinter
einem Vorhang verborgen

Bilder entstehen im Kopf. Sie werden auf derLeinwand zu einer sichtbaren Vision ihres Schöpfers. Bilder sind also im Grunde nur die offensichtliche Darstellung einer Idee, gelenkt durch bewussten Willen und Zufall, die ausgeführteVerlängerung einer künstlerischen Eingebung durch die Hand des Künstlers. Wie der Schaffensprozess jedoch dann im Einzelnen abläuft - das ist so unterschiedlich wie es Künstler gibt.

Ein besonderer Aspekt, nämlich die Vereinbarkeit von unterschiedlichsten Emotionen- Freude, Leid, Nachdenklichkeit: einfach das reine Empfinden - kann in den malerischen Werken des hier porträtierten Künstlers und
Architekten Wolfgang Fischer nachvollzogen werden. Dessen Bilder definieren sich durch eine Vielzahl von Farbnuancen, denen eines gemeinsam ist: eine ausgewogene Synthese von Gestisch-Gegenständlichem und einem abstrahierenden Formenkanon, der die Farbe in den erzählerischen Mittelpunkt des Bildes stellt. Dabei bietet jedes seiner Bilder - egal ob
Diptychon oder Einzelwerk - so viele visuelle Anreize, dass das Aristoteles zugeschriebene Bonmot „das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“ mehr als zutrifft. Farbe strukturiert hier die Form - nicht umgekehrt.
Der Künstler Wolfgang Fischer, 1963 in Franken geboren, ist hauptberuflich Architekt. Nach seinem Diplom an der TU München 1989 und einer dreijährigen Mitarbeit in einem Münchner Architekturbüro beschloss er im Jahr 1992, sich
selbständig zu machen. Zeitgleich wurde er Lehrbeauftragter an der Münchner Hochschule. 2001 erfolgte die Berufung zum Professor für Baukonstruktion an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Würzburg. Die Arbeit als Architekt mit ihrer Präzision, mit der sachlichen Klarheit in Entwurf und Detailausbildung - bestimmt von genauestens geplanten Strukturen und Formen, ist die eine Seite seines Tuns. Die andere Seite, die des Künstlers, beinhaltet das Entgegengesetzte: die freie Form, das Fließende, der harmonische Umgang mit Farbe und strukturierenden Kräften: kreativ,
offen und nachhaltig, nicht denkend. Diesen Bereich findet und realisiert er in der Malerei, mit der sich der Künstler seit drei Jahrzehnten
intensiv beschäftigt. Mehrfach ausgezeichnet in beiden Bereichen seines Schaffens, lebt undarbeitet Wolfgang Fischer in seinem, von ihm
selbst entworfenen Atelierhaus in Würzburg. Künstlerische Anerkennung und Wertschätzung findet er sowohl durch vielfältige Ausstellungen als auch durch Ankäufe seiner Werke im In- und Ausland.
Es sind reliefartige Strukturen, deren Uneinheitlichkeit in kräftigen Farben auf der Leinwand leuchten - wie beispielsweise in seinem Werk
„07-04-1-90-120“ (die Nicht-Kennzeichnung seiner Werke ist beabsichtigt, „um einen uneingeschränkten Blick auf das Bild zu gewährleisten“,
erklärt Wolfgang Fischer). Die malerische Palette - vom Gestischen kommend
und ins Abstrakte hinüberreichend - ist breit. Und nicht nur das: Durch ein farblich und organisch sich einfügendes Ganze, welches sich aus
den verschiedensten Einzelsegmenten in Farbe und Struktur vom Hellen zum Dunklen entwickelt, verfügen die Bilder Wolfgang Fischers. Es gibt nichts Umfassendes, harmonisch Perfektes - außer dem künstlerischen Detail, das
sich diesem Perfekten entzieht. Nur dadurch reift das Bild zu einem in sich geschlossenen, lebendigen Kunstwerk. Und dieses Unperfekte können kleine gestische Momente, kurze grafische Schwünge, Linien, Drehungen oder kleine Farbinseln sein, deren Bedeutung - isoliert gesehen - gering sein mögen; die sich aber aus dem Gesamtbild behutsam herausheben und damit unverzichtbar für die Wirkung und die Aussage der ganzen Bildkomposition sind.
Diese Bilder sind in höchstem Maße „menschlich“ und deutenaus ihrem Wesen heraus jene Extreme des Lebbaren an, die wir alle in uns tragen: „Alles
ist gleichzeitig. Nebeneinander - miteinander. Keine Harmonie ohne Disharmonie. Keine Schönheit ohne Makel. Was wäre ein Bild von reiner Schönheit ohne Brüche, ohne Widersprüche, ohne Verletzlichkeit?“
(Quelle: artprofil, Auszug)

Prof. Dipl-Ing. Wolfgang Fischer (* 1963) ist Maler und Architekturprofessor an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Fischer studierte zwischen 1982 und 1989 Architektur an der TU München und war dann bis 1992 wissenschaftlicher Assistent. Anschließend arbeitete Fischer als Lehrbeauftrager an der Fachhochschule München und war Partner eines Architekturbüros in Freising. Seit 2001 ist Fischer Professor an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt im Fachbereich Architektur für den Lehrbereich Grundlagen der Baukonstruktion (Baukonstruktion I) und Prodekan des Fachbereichs. Seit 1. Oktober 2016 ist er Vizepräsident der Hochschule.